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Ref. DC 115 (2016)

Weltflüchtlingstag: Generalsekretär des Europarates fordert neue Anstrengungen zum Schutz von Migrantenkindern vor sexuellem Missbrauch

Straßburg, 17.06.2016 – Anlässlich des Weltflüchtlingstages hat der Generalsekretär des Europarates die europäischen Regierungen aufgerufen, dem Schutz minderjähriger Migranten und Asylsuchender vor sexuellem Missbrauch oberste Priorität einzuräumen.

„Der Schutz von Kindern ist eine moralische und rechtliche Verpflichtung für alle Staaten Europas. Im vergangenen Jahr sind allein in Europa 300 000 Kinder als Migranten und Asylsuchende angekommen, darunter viele unbegleitete. Die innerstaatlichen Behörden müssen die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um diesen Kindern sichere und angemessene Unterkünfte zu bieten, einen gesetzlichen Vertreter zur Seite zu stellen und sie vor Missbrauch zu schützen.

Geflüchtete Kinder schweben in großer Gefahr, sexuell ausgebeutet und missbraucht zu werden und aus den Händen der Schleuser in jene der Menschenhändler zu geraten. Dadurch wird das Trauma, das viele von ihnen erlitten haben, noch verstärkt.

Das wahre Ausmaß des Problems ist schwierig zu ermessen und möglicherweise schlimmer als befürchtet. Um unseren Mitgliedsstaaten beistehen zu können, benötigen wir ein klares Bild der Lage. Deshalb beginnen wir unverzüglich mit einer Überprüfung der Maßnahmen, welche die Mitgliedsstaaten zum Schutz der betroffenen Kinder vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch getroffen haben.“

Die Überprüfung schließt jene 41 Mitgliedsstaaten des Europarates ein, die Vertragsstaaten des Übereinkommens zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch (Lanzarote-Konvention) sind. Bis zum 15. September sollen diese Staaten Angaben zu folgenden Punkten machen: die Zahl minderjähriger Migranten und Asylsuchender auf ihrem Hoheitsgebiet, die Opfer sexueller Ausbeutung oder sexuellen Missbrauchs wurden oder geworden sein sollen; die Maßnahmen, die zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch ergriffen wurden; sowie die Schritte, die zur Unterstützung der Opfer und zur Verhinderung weiterer Fälle unternommen wurden. Der Lanzarote-Ausschuss wird die Ergebnisse der Untersuchung sowie entsprechende Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten voraussichtlich bis Ende November veröffentlichen.

Vor dem Start dieser Monitoring-Initiative hatte der Generalsekretär des Europarates dringende Maßnahmen zum Schutz geflüchteter Kinder vorgeschlagen. Im März 2016 stattete der Sonderbeauftragte des Generalsekretärs des Europarates für Migration und Flüchtlinge, Tomáš Boček, Griechenland und der „ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien“ einen Informationsbesuch ab. In seinem Bericht erwähnte Boček Fälle sexueller Ausbeutung minderjähriger Flüchtlinge und Migranten und warnte davor, dass durch die erschwerte Einreise und das Schließen von Grenzen die Gefahr für die Kinder steigt, Opfer von Gewalt und Ausbeutung zu werden.

Kontakt:
Daniel Höltgen, Sprecher des Generalsekretärs, Mobiltel.: +33 6 68 29 87 51
Tatiana Baeva, Medienreferentin, Tel.: +33 3 88 41 21 41